Louis Spohr an Ambrosius Kühnel in Leipzig

Gotha den 23. May
1806.

Lieber Freund,

Ihren Brief mit den Ex. von meinem Potpourri habe ich erhalten und danke Ihnen herzlich für die elegante Ausgabe.
Jezt eine recht angelegentliche Bitte! In 8 Tagen reise ich mit meiner Frau nach Braunschweig und werde höchstwahrscheinlich dort ein Concert geben. Daß ich mein neuesstes dort noch unbekanntes Concert aus C spielen mögte, können Sie leicht denken. Ich habe aber keine Abschrift mehr davon. Haben Sie doch allso die Güte mir die Stimmen von dem Concerte nach Braunschw. (abzugeben bey dem Cammermus. Markmann) zu überschicken, oder sollte das Concert ja schon in Arbeit seyn, und könnten Sie nicht mit der Partitur allein fertig werden, so hätten Sie wohl die Güte mir eine Abschrift davon machen zu lassen. Lezteres wäre mir aber nicht so angenehm, weil sie dann leicht zu spät kommen könnten. – Ich würd[e] sie dann gleich nach dem Concerte von Br. aus zurückschicken, und auch meine beyden Variationen beylegen. –
Wenn Sie etwas hübsches unter den Harfensachen finden, so schicken Sie es doch mit nach Braunschweig.
Vor einigen Tagen hörte ich hier daß der Mathei mein D Concert in Leipzig gespielt habe.¹ Wie fiel es aus?
Leben Sie wohl lieber Freund, und lassen Sie mich ja nicht mit meinem Concerte im Stiche. Wenn es mich gewis treffen soll, so haben Sie ja die Güte es gleich nach Empfang dieses Br. abzuschicken.

Ihr
Freund
L. Spohr.²