Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 3f.

Gotha den 10ten März
6.

Bester Freund,

Meine Quartetten nebst der übrigen Musick habe ich von Herrn Schade richtig erhalten, und ich danke Ihnen herzlich, nicht nur, daß Sie sie so schnell ans Tageslicht gefördert haben, sondern auch, daß Sie eine so schöne und korreckte Ausgabe davon gemacht haben. Es macht mir aber Kummer, daß troz meiner genauen Durchsicht noch hin und wieder Mängel darin seyn sollen; und Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie mir anzeigen wollten, ob sie gleich nun nicht mehr abzuändern sind. Ich gestehe gern, daß ich sie nicht bemerkt habe, ob wir die Quartetten gleich öfters gemacht haben. – Da ich seit kurzem öfters Recensionen Ihres Verlags in der Berliner Musikalisch. Zeitung gelesen habe, so könnten Sie vieleicht eine Recension meiner Quartetten in eben dem Blatt veranstalten.1 Dieß wünsche ich um so mehr, da weder ich, noch meine Freunde die geringste Bekantschaft mit Zeitungsexpeditionen haben.
Sie fragen mich in ihrem Briefe, ob ich keine Trio's gemacht habe. Es sind ein halbes Dutzend von mir aus früheren Zeiten da, aber ob sie gleich manches gute haben mögen, so halte ich sie doch nicht für würdig, öffentlich zu erscheinen.2 Hier haben Sie ein Verzeichniß der Sachen, die ich als gut anerkenne:
1. Concert in E mol3 was ich vergn. Winter in Leipzig sp.
2. Concert in a dur4, folgt auf mein d mol Concert5.
3. Concert in H mol6 welches Sie gehört haben, und
4. Concert in C dur mit Tromp. und Pauken so eben fertig geworden.7
5. Variationen in A dur8, in Leipzig gesp.
6. und Variationen in D mol9 ganz neu,
auch mit 3stimmigen Accompagnement, und meinem Urtheil nach, das Beste was ich je von kl. Sachen gemacht habe. Außerdem habe ich viele Harfensachen mit Violinaccomp. gemacht, die aber meine Frau für sich behalten wird. Die vorher genannten Sachen stehen Ihnen aber alle zu Diensten und Sie können sich darunter wählen. Jezt denke ich wieder Quartetten zu machen, weil mir diese Komposition die meiste Freude macht.
Haben Sie doch die Güte die Einlage gefälligst zu besorgen.10 Da ich den Vornahmen von Herrn Limberger nicht weiß, so muß ich Ihnen mit der Besorg. beschwerlich fallen. Es ist an den Kaßirer der Winter Concerte.
Leben Sie wohl bester Freund

der Ihrige
L. Spohr.11



Dieser Brief ist die Antwort auf Kühnel an Spohr, 19.02.1806. Kühnel beantwortete diesen Brief am 28.03.1806.

[1] In der von Johann Friedrich Reichardt herausgegebenen Berlinischen Musikalischen Zeitung, die von 1805 bis 1805 erschien, wurde keine Rezension von Spohrs Streichquartetten op. 4 veröffentlicht.

[2] Diese Trios sind nicht erhalten und wurden von Spohr auch nicht in sein eigenhändiges Werkverzeichnis aufgenommen.

[3] WoO 10.

[4] WoO 12.

[5] Op. 2.

[6] Op. 10.

[7] Op. 7.

[8] Op. 8.

[9] Op. 6.

[10] Dieser Brief ist derzeit verschollen.

[11] Auf der letzten, unbeschriebenen Seite des Briefes befindet sich von anderer Hand noch der Empfangsvermerk des Verlags: „1806 / 10 März / 16 / Spohr / in / Gotha.“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (03.06.2016).